Die Missionsbenediktiner – ein geschichtlicher Abriss

1884 gründete der ehemalige Beuroner Benediktinerpater Andreas Amrhein in Reichenbach in der Oberpfalz die „St-Benedictus-Missionsgenossenschaft“. Dieses erste Missionshaus auf deutschem Boden wurde 1887 nach Emming in Oberbayern verlegt und erhielt vom alten Wallfahrtskirchlein dieses Ortes den Namen „St. Ottilien“. Der rasch wachsenden Gemeinschaft wurde im gleichen Jahr 1887 das erste Missionsgebiet in Ostafrika übertragen.

Nach Krisen und Rückschlägen in Deutschland und Afrika konsolidierte sich die Situation nach dem Weggang Amrheins im Jahre 1895. St. Ottilien wurde 1896 zum Konventualpriorat des Benediktinerordens erhoben und die Mission als Apostolische Präfektur Daressalaam gefestigt.

Mit der Erhebung St. Ottiliens zur Abtei und der ostafrikanischen Mission zu einem Apostolischen Vikariat mit einem Oberen im Bischofsrang im Jahr 1902 festigte sich die Kongregation weiter. Bereits 1901 war ein weiteres Kloster in Franken gegründet worden, die heutige Abtei Münsterschwarzach. Gründungen in Schweiklberg über Vilshofen in Niederbayern, Meschede im Sauerland, Uznach in der Schweiz und der Anschluss der Abtei Fiecht in Tirol an die Kongregation der Missionsbenediktiner vervollständigten die europäische Basis der Kongregation, die heute 6 Abteien (darunter St. Ottilien als Erzabtei seit 1913 und Sitz der Kongregationsleitung) und 2 abhängige Priorate zählt.

1909 folgte die Kongregation einem Ruf nach Korea und errichtete eine Abtei in Seoul, die in der Folgezeit nach Tokwon im heutigen Nordkorea verlegt wurde und die missionarische Verantwortung für ein Gebiet übernahm, das Teile Nordkoreas und Nord-Ost-Chinas umfaßte. In China entstand ab 1922 die Abtei Yanji (Yenki, Yongil) mit großem Missionsgebiet. Die blühenden Ostasien-Missionen wurden durch die kommunistische Machtübernahme in China und Nordkorea zerstört. Rund 40 Mönche und Schwestern erlitten das Martyrium. Die überlebenden Mönche sammelten sich in Südkorea und gründeten 1952 das Kloster Waegwan, heute die größte Abtei Asiens. Die Mission in Ostafrika wurde durch den 1. Weltkrieg beschnitten und beschränkte sich in der Folge auf den Süden des heutigen Tanzania, wo die Territorialabteien Peramiho und Ndanda zu bedeutenden Missionszentren wurde, aus deren Gebiet insgesamt 7 Diözesen hervorgingen. Die vorübergehende Vertreibung der deutschen Missionare führte zwischen 1921 und 1924 zur Übernahme der Zululandmission in Südafrika und zu Klostergründungen in den USA und Venezuela. Eine Gründung in Kolumbien kam später hinzu. Nationalsozialismus und Krieg in Europa, sowie die Klosterzerstörungen in Ostasien beeinträchtigten das Wirken der Kongregation schwer.

In der Nachkriegszeit wurden schrittweise die alten Missionsterritorien auf die Selbständigkeit unter einheimischen Bischöfen vorbereitet. Gleichzeitig entstand mit der Abtei Hanga ein ausdrücklich afrikanisch geprägtes Kloster in Tanzania, das später eine weitere Abtei Mvimwa gründen konnte. In der Folgezeit begannen auch die älteren Missionsklöster in Afrika, einheimischen Nachwuchs zu rekrutieren, was zu einer graduellen Afrikanisierung führte, die noch im Gange ist. Die 80er Jahre des 20. Jahrhunderts waren durch viele Klostergründungen geprägt. In Kenia, Uganda, Sambia und Togo entstanden neue Gemeinschaften, ebenso auf den Philippinen und in Indien. Ab 1985 gelang es, an die frühere Tätigkeit in Nord-Ost-China anzuknüpfen und eine enge Zusammenarbeit mit der dortigen Kirche aufzubauen. Der dynamische Aufschwung des Ordenslebens in Korea erlaubte die Gründung mehrerer Niederlassungen auf der koreanischen Halbinsel, und 2002 konnten koreanische Benediktiner auch die geschwächte Abtei Newton in den USA übernehmen. Kleinere Klöster entstanden in jüngster Zeit in Spanien, Nordkenia, Kasachstan und Kuba. Eine Gründung in Mosambik wird derzeit vorbereitet.

2012 wurde die Leitung der Kongregation von der Erzabtei St. Ottilien getrennt.

Von Beginn an wurde die Arbeit der Missionsbenediktiner von Schwestern begleitet. Amrhein gründete einen weiblichen Zweig, aus dem die Missionsbenediktinerinnen von Tutzing hervorgegangen sind. Andere Schwesterngemeinschaften, die ihre Existenz direkt oder indirekt auf Amrheins Gründung und das Wirken der Missionsbenediktiner zurückführen, sind die Benediktinerinnen von St. Agnes und die Ndole-Schwestern in Tanzania, die Kongregation von St. Alban mit Niederlassungen in Deutschland und Südafrika, die Benediktinerinnenkongregationen vom Eucharistischen König in den Philippinen und die Olivetanerinnen von Pusan in Südkorea, die Benediktinerinnen von Oshikuku in Namibia und das Säkularinstitut St. Bonifatius in Detmold.