20. November 2018 jer

Klostergründung in Ägypten

Zu den erstaunlichen Geschichten der Missionsbenediktiner in jüngster Zeit gehört unsere Gründung in Ägypten. 2014 wurde P. Maximilian aus Kenya dorthin entsandt, um ein Doktorat in Islamwissenschaft zu erwerben: die katholische Kirche muss sich mit dieser Weltreligion intensiver beschäftigen, und Kairo ist für diese Auseinandersetzung ein guter Ort.

 

Aber er forschte nicht nur. Bald traf er junge ägyptische Katholiken, die ihn fragten, warum es in Ägypten kein katholisches Kloster gibt. Die vielen alten Klöster im Land sind nämlich die Kraftquelle für die rund 10 Mio koptisch-orthodoxen Christen. Aber in der kleinen katholischen Kirche gibt es keine Klöster der monastischen Tradition. Der koptisch-katholische Patriarch hieß uns willkomen und 2017 wurde offiziell gegründet. Heute gibt es schon fünf Mönche: zwei aus Kenia und drei Ägypter. Viele sind noch in der Ausbildung. Ein kleines Kloster am Rand von Kairo dient als Studienkonvent und erste Anlaufstelle für Kandidaten, und eine Farm in der Nähe vom Suezkanal soll in Zukunft der Hauptsitz des Klosters werden.

Eine Besonderheit ist, dass unser Kloster dem koptischen Ritus folgt. Das heißt die Messe und auch das Stundengebet werden nach den alten ägyptischen Traditionen verrichtet, die sich ziemlich unterscheiden von dem, was in unserer „lateinischen“ Weltkirche üblich ist. Bei den Kopten haben sich uralte Traditionen erhalten, so dass man dort ganz von selber in eine Lebensweise eintaucht, die viele Elemente der patristischen Zeit bewahrt hat.

Oft werden wir gefragt, ob es gefährlich ist. Tatsächlich gibt es in Ägypten immer wieder Attentate auf Kirchen, aber die einheimische Bevölkerung ist im Allgemeinen sehr tolerant gegenüber den Christen, manche sogar richtig freundlich. „Wir sind alle Ägypter“, hat der ägyptische Präsident mehrfach gesagt.

Man spürt aber auch in Ägypten, dass es im Mittleren Osten viel Druck auf die uralten christlichen Gemeinden gibt. In Syrien und im Irak sind in den letzten Jahren viele Christen ausgewandert. Auch in Palästina werden die Christen weniger. Mit unserer Gründung wollen wir der Kirche in dieser Region aus dem Geist der benediktinschen Stabilität eine Stütze bieten.