16. November 2017 Maurus Runge

Tagebuchnotizen aus Mvimwa: August bis Oktober 2017

Liebe Mitbrüder!

Grüße aus Mvimwa. Wir wünschen Ihnen Frieden.

Eben beginnt die Regenzeit; wir sind mit vielerlei landwirtschaftlichen Tätigkeiten beschäftigt. Neues Gras sprosst und die Erde wird grün. Das Wetter wird kühl und angenehm. Am späten Abend fliegen Schwärme von Zugvögeln über unseren Himmel und lassen sich auf Bäumen hinter unseren alten Klostergebäuden nieder. In kühlen Nächten hört man das Zirpen und Summen verschiedener Insekten. Unsere liebsten ständigen Nachbarn, die Affen, hüpfen zahlreich um unsere Abtei; sie ist für sie der sicherste Ort. Sie haben offenbar einen Sinn für Musik. Jeden Abend, wenn wir mit dem Singen der Vesper anfangen, kommen sie nahe an die Kirche heran und bleiben ruhig. Wenn wir fertig sind, verschwinden sie. Lustig! Früher wurde unsere Siedlung oft von Schlangen heimgesucht, jetzt aber nicht mehr, dank unserer lieben Affen, die die Schlangen umbringen. Es gibt so vieles in Mvimwa, das einen zum Staunen und zum Schmunzeln bringt. Lieber Leser, in diesem schönsten Teil der Welt leben, beten, arbeiten und lernen wir. Mvimwa ist schön. Besuchen Sie uns!

In diesem Brief möchten wir Ihnen mitteilen, was sich bei uns von August bis Oktober 2017 ereignet hat. Wie die meisten Leser wissen, gibt es in Tansania vier Abteien: Peramiho, Ndanda, Hanga und Mvimwa. Geographisch ist Mvimwa ziemlich weit weg von den anderen drei Abteien, die im südlichen Teil Tansanias gelegen sind, während wir uns im Westen des Landes befinden. Nach Mvimvas kommt man nicht so leicht hin. Es braucht ein großes Herz, sich von Daressalaam oder von einer der anderen drei Abteien aus zu uns aufzumachen.  Deshalb besuchen Mitbrüder aus den In- und Ausland unser Kloster weniger oft. Einige machen sich aber doch auf den Weg. Ihre Liebe für uns und ihre Willenskraft bedeuten uns viel. Am 13. August stattete uns P. Robert Sandrock OSB im Namen der Gemeinschaft von Königsmünster, Meschede, einen Besuch ab. Das tat uns gut und wir danken P. Robert. Herzlichen Dank auch Abt Aloysius und der Gemeinschaft dafür, dass sie ihren Mitbruder haben kommen lassen.

Ein weiteres Ereignis in diesem August war meine Abtsweihe. Da ist so viel geschehen! In unserem Teil des Landes sind wir die einzige männliche Ordensgemeinschaft. Deshalb erregt unsere Präsenz und unser Apostolat ziemliches Aufsehen. Am 21. August hießen mich der Bischof, der Diözesanklerus, die anwesenden Mönche, Ordensfrauen, eine Menge von Gläubigen und andere Menschen guten Willens in der Stadt Sumbawanga mit großer Freude willkommen. Dann folgte die Feier der heiligen Eucharistie in der Kathedrale unter der Leitung unseres Bishofs Damian Kyaruzi. Am Freitag, dem 25. August, gingen wir in Prozession nach Mvimwa, wo wir von den Mönchen und vielen anderen Gästen willkommen geheißen wurden, einschließlich  aller Bischöfe unserer Kirchenprovinz und Bischof Alfred Maluma aus Njombe, meiner Heimatdiözese. Abt Romain Botta OSB war auch präsent in Vertretung des Abtpräses.

Zu der Willkommenszeremonie hier in Mvimwa gehörte die Öffnung der Tür zur Abteikapelle, die Inthronisation und dann eine feierliche Vesper, der Bishof Damian von Sumbawanga vorstand und während der ich nochmals das Glaubensbekenntnis sprach und wiederum einen Eid leistete vor den Mönchen meiner Abtei. Abt Romain in Vertretung des Abtpräses stand diesen Teilen vor. Seine kraftvollen Worte in unserer eigenen Sprache brachten die Menschen sehr zum Staunen und es flossen auch Tränen. Am 26. August empfing ich die Abtsweihe. Die Anwesenheit vieler Menschen ehrte uns, die frühere Sprecherin des  Parlaments war da, Mama Anna Makinda, weitere Regierungsbeamte, und auch Muslime, die uns schöne Geschenke brachten. Dieser Tag war wirklich ein großer Meilenstein in unserer Abteigeschichte.

Am 28. August fand das Treffen unserer Afrikanischen Region in Sumbawanga statt. Wir danken Abt Plazidus Mtunguja OSB, der dieses Treffen so plante, dass man zwei Fliegen mit einer Klappe schlug. Die Teilnehmer kamen zu den Feierlichkeiten hier nach Mvimwa; danach fand das Treffen statt. Alles klappte sehr gut.

Feuer, die unsere Wälder verwüsten, sind immer wieder Rückschläge für uns. Seit geraumer Zeit haben wir uns dem Umweltschutz und der Aufforstung verpflichtet. Die einheimischen Leute unserer Gegend haben aber weniger Sinn für Umweltschutz. Das hat zwei Gründe. Da ist einmal der Glaube, dass in den Wäldern und im Busch böse Geister hausen, die den Menschen schaden. Man vertreibt sie, indem man den Wald und den Busch abbrennt. Eigenartig! Zum anderen sind da die Hirtenstämme, die mit ihrer großen Zahl von Rindern in unser Land eindringen und die Umwelt zerstören. Sie brennen das Gras ab, so dass für ihre Rinder neues Gras sprosst. Das Abbrennen des Grases vernichtet leider aber auch unsere Bäume.

Am 5. September brach ein großes Feuer aus und zerstörte einen Teil unseres Waldes. Wir brachten es unter Kontrolle und der Verlust war nicht zu groß. Am 21. September um die Mittagszeit brach wieder ein großes Feuer auf der Westseite der Abtei aus. Wir Mönche löschten das Feuer bis nach Mitternacht, zusammen mit den Schülern der Technikerschule. Waldbrände schaden nicht nur unserer Umwelt, sie unterbrechen auch unseren monastischen Rhythmus. Da sind wir dann Feuerwehrleute.

Die einzige Lösung fuer dieses Problem liegt in der Erziehung der Menschen. Umdenken braucht Zeit. Erziehung befreit den Geist, zumindest den der Kinder. Umweltschutz ist im Curriculum der Schulen unserer Abtei. Die Hirtenstämme brauchen mehr Aufmerksamkeit. Wir haben ein Programm, um die Hirtenfamilien zu erreichen und ihre Kinder in die Schule zu bringen. Es kostet viel, weil es mit extra Bemühungen und Zeitaufwand für die Lehrer verbunden ist, diese Kinder zu unterrichten. Wenn sie aber aufgeholt haben, können sie sehr gute Schüler sein. Wir werden uns nach Kräften bemühen, dieses Programm weiterzuentwickeln.

Am 26. September kamen im Namen des Dorfes, zu dem wir gehören, vier Alte in die Abtei, um mich in meiner Leitungsaufgabe zu begrüßen und willkommen zu heißen. Sie brachten uns einen großen Hahn als symbolisches Geschenk.  Das war sehr hilfreich für unser harmonisches Miteinander und für unsere gegenseitige Zusammenarbeit zugunsten des Gemeinwohls. Auch das war ein sehr besonderes Ereignis für uns.

Wie schon berichtet passierte am 3. Oktober ein schwerer Verkehrsunfall nahe unserem Kloster, bei dem 14 Menschen ums Leben kamen. Die Lokalregierung bat darum, dass alle Leichen in unser kleines St. Camillus Health Centre gebracht wurden. Das war sowohl für das Health Centre wie auch für das Kloster insgesamt eine große Herausforderung. Unsere Großzügigkeit in dieser Sache machte die Schwächen unserer Dispensary klar. Unsere Arbeit mit den begrenzten Mitteln fand Anerkennung. Aber das Fehlen eines Ambulanzfahrzeugs und wichtiger Ausstattung machte es für uns schwieriger, uns um die Verletzten zu kümmern und Leben zu retten. Wir haben einen fähigen Arzt, Br. Bosco Kandua OSB. Deshalb wurde uns empfohlen, auch einen Operationssaal zu bauen, wo wir einige OP’s selber durchführen können, anstatt die Patienten an weit entfernte Krankenhäuser zu verweisen, was auch wegen der schlechten Straßen Risiken mit sich bringt.  Mvimwa ist sehr abgelegen, und gerade deshalb ist unsere Arbeit wichtig für die hiesige Bevölkerung. Wir müssen unsere Dienste ausweiten und ihre Qualität verbessern.

Am 7. Oktober machten unsere 20 Oblaten ihre Oblation in Daressalaam. 17 weitere Personen begannen ihr Noviziatsjahr. Es ist faszinierend zu sehen, wie viele Gläubige daran interessiert sind, Benediktineroblaten zu werden. Es ermutigt uns, dass der Erzbischof von Daressalaam, Polykarp Pengo, die Benediktineroblaten voll unterstützt und sie bekanntmacht. Wir sind dankbar dafür. Die Oblaten setzen sich sehr ein. Sie wirken für die Heiligung der Welt, unterrichten aber auch Religion in der Schule (sehr hilfreich für die Kirche), bereiten Kinder auf den Empfang der Sakramente vor, verlebendigen die Kleinen Christlichen Gemeinschaften, bringen sich ins Leben der Pfarrei ein und unterstützen das Kloster in vielerlei Weise.  Die Oblaten in Daressalaam sind ganz besonders mit dem Pilgerzentrum in Pugu verbunden, für dessen Leitung wir verantwortlich sind. Ein besonderer Dank gilt unserem tüchtigen Oblatenrektor P. Francis Radan OSB. Wir sind dankbar für das Geschenk, das die Oblaten für unsere Abtei sind.

Am 22. Oktober erhielten wir die frohe Nachricht, dass die Siebtklässler unserer Primarschule alle die landesweiten Prüfungen mit den besten Noten bestanden und sich so für die Sekundarschulerziehung qualifiziert haben. Unsere Primarschule St. Plazidus schneidet in der ganzen Region immer als beste von allen ab. Zu dieser guten Nachricht kommt ein großes Wunder: Wie schon erwähnt haben wir vor ein paar Jahren ein besonderes Apostolat für die Hirtenstämme in der Umgebung von Mvimwa begonnen. Von den Sukumafamilien wurden 26 Kinder in unser Internat gebracht. Sie fingen alle ganz normal mit der ersten Klasse an. Die Lehrer bemühten sich besonders um diese Gruppe, weil sie ja unsere Sprache Kiswahili gar nicht beherrschen.  Die Mehrzahl sprach nur Kisukuma.

Allmählich merkte man, dass einige unter den 26 sehr intelligent waren. Sie holten in der Klasse sehr gut auf. Weil sie älter waren und so gut im Unterricht, ließen die Lehrer sie einige Klassen überspringen. Zwei von ihnen, ein Junge und ein Mädchen, übersprangen drei Klassen und wurden dieses Jahr fertig! Unter normalen Umständen wären sie erst in der vierten Klasse gewesen. Trotzdem schnitten sie in der landesweiten Prüfung ausgezeichnet ab. Weitere Schüler dieser Gruppe werden nächstes Jahr die siebte Klasse abschließen. Toll! Unsere supergescheiten Sukumakinder! Sie sind ganz vorne dran in ihren Klassen. Wir müssen unsere Lehrer weiterhin motivieren und alles unternehmen, die Kinder dieses Stammes in die Schule zu bringen. Sie haben so viel Potenzial! Das ist unserer besonderes Apostolat bei den Sukuma.

Abschließend möchte ich Ihnen allen ganz herzlich danken, die Sie uns in vielerlei Weise begleitet haben. Insbesondere danken wir unseren Wohltätern, die unser Leben und unser Apostolat möglich machen. Jede einzelne Spende für Mvimwa bedeutet uns sehr viel. Wir wünnschen Ihnen allen Gottes reichsten Segen. Herzlich willkommen in der Abtei Mvimva!

In Domino,

+ Pambo Mkorwe OSB
Abt von Mvimwa